An dieser Stelle wollen wir kurz die grundsätzliche Theorie des Segelfliegens ansprechen. Für viele Leute ist es durchaus verwunderlich, wie es mit einem Flugzeug ohne Motor möglich ist hunderte, ja sogar tausende von Kilometern weit zu fliegen (und das auch bei Windstille).
Wir wollen hier nicht zu sehr ins Detail (bzw. die wirklich „trockene“ Theorie von Meteorologie und Navigation) gehen sondern uns wirklich nur auf das Wesentliche und leichter verständliche beschränken.

 

Der Start
Zuerst muss das Segelflugzeug natürlich überhaupt erst mal in die Luft. Das passiert üblicherweise mit einer „Winde“ oder mittels Flugzeugschlepp (kurz: F-Schlepp).
Beim Windenstart wird ein (je nach Flugplatzgröße) ca. 1km langes Stahl oder Kunststoffseil ausgelegt. An das eine Ende wird das Segelflugzeug eingeklinkt und am anderen Ende steht die Winde mit einem Leistungsstarken Benzin- oder Dieselmotor.
Über eine Trommel wird dann das Seil eingezogen. Das Segelflugzeug beschleunigt bei dieser Startart in rund 1-2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und geht anschließend in einen fast senkrechten Steigflug über.
Je nach Leistung der Winde, Länge des Windenseils, Flugzeugtyp und Windverhältnissen betragen die Ausklinkhöhen etwa 350m bis 450m. Der Schlepp dauert in der Regel nicht länger als 35 bis 45 Sekunden.

 

Beim F-Schlepp wird das Segelflugzeug über ein ca. 50m langes Schleppseil von einer entsprechend ausgelegten Motormaschine in die Luft geschleppt. Diese Startart ist etwas schwieriger als der Windenstart da beide Piloten möglichst exakt fliegen müssen was bei böigem Wetter durchaus schwierig sein kann.
Die Höhe, in der das Segelflugzeug dann ausklinkt wird meistens vorher abgesprochen, in der Regel sind dies 500m bis 600m – noch oben ist aber praktisch keine Grenze.

 

In der Luft
Der grundsätzliche „Motor“ eines Segelflugzeugs ist aufsteigende Luft, sogenannter „Aufwind“. Diese Aufwinde können entweder thermischer („Thermik“) oder topografischer („Hangwind“) Natur sein.
Die Luft steigt also entweder auf, weil sie sich durch Sonneneinstrahlung über einer entsprechenden Fläche erhitzt oder aber, weil der Wind auf ein Naturhindernis (z.B. einen Berg) trifft und in Folge dessen die Luft nach oben „gedrückt“ wird.
In beiden Fällen ist es dann mit einem Segelflugzeug möglich, die Energie der aufsteigenden Luft zu nutzen um selbst an Höhe zu gewinnen. Wie man sieht ist das Grundprinzip also eigentlich ganz einfach.
Der Trick steckt natürlich, wie so oft, im Detail. Da man die Aufwinde so oder so nicht sehen kann, muss der Segelflieger wissen oder zumindest erahnen wo er den nächsten Aufwind finden kann umso auch über längere Zeit immer wieder an Höhe gewinnen zu können.
An schönen (Sommer-)Tagen ist dies durchaus mit etwas Erfahrung nicht schwer. Je nach Wind- und Wolkenverhältnissen, Luftfeuchtigkeit und Temperatur und Bodenverhältnissen entstehen in relativ geringen Abständen den ganzen Tag über thermische Aufwinde. Hierbei ist jedoch der normale Wind völlig unbedeutend, den Segelflieger interessiert nur der Aufwind.
Anders läuft das Ganze im Frühjahr oder Herbst wenn die Sonneneinstrahlung meistens nicht mehr ausreicht um die Luft ausreichend aufzuwärmen damit Thermik entsteht. Hier wird der Wind dann wieder richtig interessant.
Trifft dieser nämlich im „geeigneten“ Winkel, also irgendwas zwischen 45° und (bestenfalls) 90° auf eine Bergkette (in unserem Fall das Wiehen- und Wesergebirge bei Porta Westfalica in NRW bzw. den „Ith“ in Niedersachsen) so hat man hier, zumindest so lange der Wind weht, konstante Aufwinde die man vollkommen unabhängig vom Rest des Wetters (Sonne, Wolken) nutzen kann.
Wir haben hier bei uns einen etwa 70km langen Abschnitt der bei Windrichtungen zwischen Süd bis Südost und teils auch noch bei Süd-Südwestwind noch annehmbar „trägt“ (so nennt man das wenn der Hangwind stark genug ist um das Segelflugzeug in der Luft zu halten).
Wenn man also bei diesen Verhältnissen bei uns fliegt, kann man verhältnismäßig unkompliziert 300 bis 400km am Hang hin und her fliegen, je nachdem wie lange das Wetter so mitspielt.
Dabei können (hier bei uns) Höhen von bis zu 800m – 1000m erreicht werden. Bei besonderen Wetterlagen, man nennt dieses Phänomen „Welle“, sind sogar schon Höhen von 3000m bis 4000m erflogen worden.

 

Quellenangaben:

[Titelbild] “V-Tail Glider Schempp Hirth SHK-1“ von Groman123. CC BY-SA 2.0